Im Land der Mitternachtssonne: Lachsfischen in Schwedisch-Lappland

Salmo salar, der atlantische Lachs. Was für ein Fisch! Er wandert über tausende Kilometer – Urinstinkte treiben ihn an. Hat wilde Power, die fast jedes Hindernis überwindbar macht. Ist sehr schwer zu fangen – Nur seine aggressive Natur lässt ihn vielleicht die Fliege nehmen. Ein Mythos!

Lachsfischen kann eine harte Prüfung sein: Sich in Geduld üben, warten, enttäuscht werden. Trotzdem weiterfischen. Wurf um Wurf, Stunde um Stunde – jeden Tag. Kaum ein Motivationstest, der größer sein könnte. Lachsfischen heißt Kontrolle abgeben. Die hat der Lachs. Nur die Fliege im Wasser kann Fische fangen, das ist gewiss. Alles andere nicht.

Wurf. Mending. Schlaufe locker zwischen den Fingern. Die Fliege kommt herum, zieht ihre Bahn. Nichts passiert. Einstrippen. 2 Schritte. Vorbereiten. Wurf.

Ich lenke mich ab. Beobachte. Die sinkende Sonne färbt den Fluss rot. Ein fließendes Kaleidoskop. Der nächste Wurf. Ich warte. Jede neue Drift ist auch nicht anders, als die letzte. Eintönig. Und doch spannend. Konzentriert bei der Sache bleiben. Vehementer Versuch.

Die Spannung ist immer da, auch nach Stunden. Es kann alles passieren. In jedem Augenblick. Es ist das Warten auf eine Explosion:

Ein Schlag fährt durch die Rute! Sturm von Adrenalin durch meine Adern. Die Schnur zieht durch die Finger. Anheben… Hängt! Rute krumm. Zug gegen die Bremse, stürmisch. Zorniges Schütteln. Dann durchbricht der Fisch die Oberfläche… Das ist es. Darauf warte ich.

Wer die Herausforderung annimmt, wartet oft tagelang auf den ersehnten Kontakt. Aber gerade diese Schwierigkeit macht das Lachsfischen so besonders: Nichts ist sicher, aber alles kann passieren. Und wenn der eine Fisch kommt, dann wird es vielleicht die Geschichte eines Anglerlebens.

Im Juli 2010 packten Vier im Lachsfieber (u. a. Marc Rädisch & Andreas Schmitt) einen Berg Ruten und kistenweise Futter in ein Auto und begaben sich auf die lange Reise zum schwedischen Teil Lapplands. Die 2½-Tausend Km lange Fahrt dauerte 31 Stunden und schien – ähnlich wie die sinkende Sonne am Polarkreis – kein Ende zu nehmen. Sie verbrachten 12 Tage an einer der Hauptschlagadern Lapplands, dem Torne älv, und seinem größten Zufluss Lainio, auf der Suche nach dem Silberschatz. In einer phantastischen, wilden Landschaft erlebten sie Nacht für Nacht die atemberaubende Stimmung im Licht der Mitternachtssonne – und wurden vom gelegentlichen Anblick buckelnder Fische der 7-10 Kilo Klasse angeheizt.

 

Die Fischerei war schwierig, dennoch gab es ab und an einen Kontakt. Jeder erlebte einmal den gigantischen Moment, wenn Fisch und Fliege zusammenstoßen. Doch niemand war dem Ziel so nah wie Marc, dessen starker Lachs nach drei brachialen Sprüngen und einer heftigen Flucht plötzlich umdrehte und dann ausstieg.

Es ist nicht einfach, den Glauben zu bewahren, wenn die Zeit verrinnt und der umkämpfte Fisch Tag für Tag ausbleibt. Am Ende steht manchmal Enttäuschung. Dennoch blicke ich froh und stolz zurück: Wir haben uns der Herausforderung gestellt, gekämpft und durchgehalten; haben dem Mückenalptraum getrotzt; sind am Lachs geblieben, da wo Äschen und Saiblinge lockten. Wir wurden geprüft und wir haben bestanden.

Bleibt nur eines zu sagen: Wir sehen uns wieder, Lainio!

Gewässer-Info:

Der Torne älv bei Kengis nahe der finnischen Grenze hat eine Breite von 200 – 300 m. Ober- und unterhalb der Kengisstromschnellen liegen einige sehr gute Pools. Der gesamte Beat ist knapp 3 Km lang und komplett zu Fuß zu erreichen. Unterkunft bieten ein Gästehaus und mehrere Hütten für Selbstversorger. Es gibt ausschließlich Tageskarten und die Ausgabe ist begrenzt.

Der Lainio älv ist im Unterlauf im Schnitt 100 – 200 m breit. Rund um den Ort Kangos gibt es mehrere interessante Strecken. Die Hauptstrecke lässt sich mit einer günstigen Jahreskarte befischen. Sie ist ungefähr 20 Km lang und beinhaltet etwa 12 Pools mit guten bis sehr guten Chancen. In den stromauf gelegenen Beats gibt es einige sehr populäre Holding-Pools, die auf Tageskartenbasis zu etwas höheren Preisen befischt werden können. Um an die relativ weit gestreuten Pools zu gelangen, ist ein Fahrzeug sehr sinnvoll.

Im Land der Mitternachtssonne: Lachsfischen in Schwedisch-Lappland